Jubiläumsfeier

Zwiespälte, Rückschau und gute Aussichten

01.04.2022
© Tsitsi Roland

Am 01.04. feierten das Kreativzentrum Anscharcampus, Nachbarschaft und Gäste das zehnjährige Bestehen von Atelierhaus und Kunstverein Haus 8!

Der besondere Tag begann mit der Infoveranstaltung “Gute Aussichten” zur zukünftigen Nutzung des Kesselhauses. Anke Müffelmann, verantwortlich für die Künstler:innen-Werkstätten und Marcel Lungershausen (Gestaltung des Gastronomiebereiches) sowie Jan Schulz (BSP Architekten Kiel) präsentierten das neue Nutzungskonzept des historischen Gebäudes. Entstehen soll ein neuer Arbeits- und Begegnungsort für Campus und Quartier mit dualer Bespielung der Räumlichkeiten, zusammengesetzt aus Druck-, Keramik- und Medienwerkstätten einerseits und Tagungsräumen, gepaart mit Gastronomie, Lernküche und Vertical Farming andererseits. Anschließend kamen die Präsentierenden mit den Gästen ins Gespräch, über die Entwicklung des Gebäudes, in die auch Wünsche und Ideen aus dem Quartier eingeflossen sind. Es gab Raum, Fragen zu äußern und Ideen oder Kritiken einzubringen. Bei lebhaftem Austausch zu den neuen Eindrücken, stellte sich die Gastronomie um Marcel Lungershausen mit kleinen Snacks und Getränken von Verture Farm und Donnerlüttchen dem Gaumen der Besucher*innen vor.

Die Vision Kesselhaus wird Wirklichkeit. Die Bauphase hat begonnen!

Anke Müffelmann und Marcel Lungershausen (© Leonard Lill)

Direkt im Anschluss begannen die Feierlichkeiten zum Jubiläum des Atelierhauses, das vor zehn Jahren mit dem Kunstverein Haus 8 begann, Kunst und Perspektiven für Künstler:innen im Anscharpark zu etablieren. Damit wurde auch der Grundstein des heutigen Kreativzentrum Anscharcampus gelegt.
Die Ausstellung “Ich hab’ alles gesehen, es war nichts mehr da – sieben fotografische Positionen zum Anscharpark” erinnert – ganz im Sinne der Wiederbelebung der denkmalgeschützten Häuser – an die Vergangenheit des zuletzt brach liegenden Militärkrankenhaus-Geländes aus der Kaiserzeit.
Zur Eröffnung der Vernissage sprachen Anke Müffelmann (Vorständin des Kunstverein Haus 8), Torsten Albig (Ministerpräsident Schleswig-Holstein a. D.) und Dr. Johannes Rosenplänter (Leitung Kieler Stadtarchiv).
Torsten Albig hob die Bedeutung von Atelierhaus und der weiteren Entwicklung des Anscharcampus und Anscharpark hervor, um (junge) Kreativschaffende in Kiel zu halten und zugleich verantwortungsvoll mit Stadtgeschichte und historischen Gebäuden umzugehen.

Torsten Albig (© Leonard Lill)

Johannes Rosenplänter beschrieb eindrücklich die verschiedenen Positionen der ausstellenden Künstler:innen Kaja Grope, Heidi Krautwald, Gregor Kuhlenbäumer, Roland Lüthi, Volker März, Bernd Perlbach und Birgitta Seyfried.
Dabei stellt er ganz bewusst die Frage: “Wir schreiben Objekten gerne eine Bedeutung zu, aber haben sie diese Bedeutung wirklich?” Mit diesen Worten berührte er offensichtlich viele der Gäste.
Ist die emotionale Verbundenheit zu dem historischen Gebäudeensemble Anscharpark und das mulmige Gefühl bei Umgestaltung oder gar Abriss der quartiersprägenden, roten Backsteingebäude, ein subjektives, kollektives Gefühl der Nachbarschaft, oder erfährt jede Person diese Empfindung beim Betrachten der Fotografie von Bernd Perlbach im Eingang des Atelierhauses, die den Moment der Zerstörung eines der Bettenhäuser eindrucksvoll einfängt?
Das auf vielen Bildern sichtbare Abbruchsmoment spiegelte sich eindrücklich in dem aufgetürmten Bauschutt vor dem großen Galeriefenster zum eingezäunten Kesselhaus, wo der Abbruch zugleich einen Aufbruch markiert. Die Ausstellung setzt sich so im Draußen fort und tritt in Dialog mit der Gegenwart im Anscharpark, auch auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Blick auf das “noch schlummernde” Haus 3, dem letzten verbliebenen Bettenpavillon, der Projektionsfläche für unterschiedlichste Wünsche und Visionen bietet.
Johannes Rosenplänter führte fort: “Die [hier ausgestellten] Aufnahmen zeigen uns einen Moment der Gegenwart inmitten der Vergänglichkeit…”

Die ausstellenden Künstler:innen (© Leonard Lill)

Als Campus feiern und bedanken wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich beim Atelierhaus und dem Kunstverein Haus 8, die mit der Ausstellung eine wunderbare Möglichkeit geschaffen haben, die tiefgreifenden Entwicklungsschritte des Campus in den letzten Jahren zu reflektieren. Und darüber hinaus das Engagement und Herzblut mit dem das Atelierhaus Kunst und neue Perspektiven von und für Zeitgenössische Kunst im Anscharpark verankert und das Entstehen des Kreativzentrums Anscharcampus ermöglicht hat.
Auch in Zukunft wird es darum gehen mit verantwortungsvollem Blick auf die Vergangenheit eine zukunftsweisende Nutzung der Gebäude zu ermöglichen. Wir freuen uns darauf, diesen Weg als wachsender Campus aus Atelierhaus, Coworkhaus, Kesselhaus, Kiez Kiosk und perspektivisch Haus 3 gemeinsam zu beschreiten.